Friedhof Oberneuland

Unser Friedhof ist ein Kirchhof

Auf einem Friedhof ist es still. Man spricht von Grabesstille. Darum sind Friedhöfe eingezäunt mit hohen Hecken und Mauern. Sie sind ein anderer Ort als die lebhafte Welt da draußen. Vor etwa 200 Jahren begann man die Friedhöfe so einzurichten, am besten außerhalb von bewohnten Gebieten. Bis dahin waren Friedhöfe anders angesiedelt. Sie lagen mitten im Dorf oder in der Stadt. Der Name Kirchhof erinnert daran, dass rund um die Kirche ein Gräberfeld lag. Die Kirchhöfe gehörten zur Architektur der Stadt dazu. Auf dem Ansgarikirchhof ist heute ein belebter Platz in der Bremer Innenstadt. Früher waren dort Gräber, aber es ging nicht weniger geschäftig zu als heute.

Unser Friedhof ist ein Kirchhof. Er liegt mitten in unserem Dorf. Er ist ein Ort, an dem Menschen sich begegnen. Viele schätzen unseren Kirchhof genau deswegen und sagen: »Hier trifft man immer jemanden.« Andere sagen: »Ich
möchte eine Grabstelle vor der Kirche, dann schaue ich immer den Brautpaaren zu« und lachen dann ein wenig. Auf dem Kirchhof wird ge
schnackt, gelacht, auch getrauert und geweint. Der Kirchhof ist ein Ort des Lebens.

Uns ist es wichtig, dass der Kirchhof genau das ist. Als Christinnen und
Christen leben wir auch mit den Toten. Wir glauben, dass sie bei Gott leben und
dort geborgen sind für die Ewigkeit. Wir denken an unsere Toten mit Trauer aber immer auch mit Hoffnung und Zuversicht. Wenn wir als christliche Gemeinde im Glaubensbekenntnis sagen: »Ich glaube an die Gemeinschaft der Heiligen«, dann denken wir auch an die Verstorbenen. Sie gehören weiter zur Kirche und zur Gemeinde. Sie sind ein Teil der ewigen Gemeinschaft, nicht mehr und nicht weniger als alle Lebenden.

Auf unserem Kirchhof findet das Leben der Gemeinde statt. In der Grundrisskirche feiern wir Gottesdienste unter freiem Himmel. Manchmal erkunden Kinder und Jugendliche, angeleitet von den Pastoren, den Kirchhof, oder die Konfirmandenarbeit findet gleich ganz auf dem Kirchhof statt. Auch Musik erklingt dort bisweilen.

Am Ende gilt für uns: Der Kirchhof ist kein Friedhof, kein lebensferner Ort, sondern ein lebendiger Ort des Lebens und der Hoffnung.

Pastor Thomas Ziaja