Blechbläser in Oberneuland

Blechblasen im Chor – ein kurzes was ist was

von Dr. Helmut Dux

Wie alles begann

Unsere Gemeinde beheimatet zwei Blechblas-Ensembles, den Posaunenchor und den kleineren Bläserchor. Beide bespielen Blechblasinstrumente wie sie seit Pastor Kuhlo ab ca. 1880 in der evangelischen Kirchenmusik in der Grundstimmung B verwurzelt sind. Ursprünglich als Orgel-Ersatz zur Choralbegleitung im Freien eingesetzt, sind sie heute fester Teil der Kirchenmusik.

In unserer Gemeinde entstand 1958 unter der Leitung von Herbert Drewes (Trompeter im Radio-Bremen-Orchester) ein Bläserchor. Das anfängliche Quartett entwickelte sich später dann unter der Leitung des Kantors Jan Goens zu einem größeren Chor eng verbundener Bläserinnen und Bläser.

Im Jahre 1978 begann Klaus Hennigs mit einer Jungbläserausbildung in unserer Gemeinde, woraus sich ein zweites Ensemble formierte und als Posaunenchor selbständig aktiv wurde.

Wie alles funktioniert

Ein Posaunenchor ist, wie der Name schon sagt, ein Chor. Analog zu den Singstimmen gibt es hohe und tiefe Instrumente mit je 2 Stimmlagen, also Sopran und Alt sowie Tenor und Bass. Bei freien Spielstücken können es auch mal deutlich mehr Stimmen werden.

Bei uns werden folgende Instrumententypen eingesetzt:

Flügelhorn – Perinet

Flügelhorn – Drehventil

Flügelhorn – Drehventil (4 Ventile)

Trompete – Perinet

Trompete – Drehventil

Hohes Blech

Sopran und Alt umfasst alles, was im Violinschlüssel notiert ist entsprechend der weiblichen Stimme. Die Instrumente sind im Grundton auf 233Hz gestimmt, also („abgewickelt“) ca. 130 cm lang. Die Bauweise mit Ventilen für den vollen Tonumfang (chromatisch) existiert, wenig verändert, seit ca. 1850.

Die Perinet- oder auch Jazztrompete ist primär für Sopran- und Oberstimmen, sehr gut geeignet für populäre Musik, heller klingend. Weiche Bindungen sind möglich.

Die Drehventil- oder Deutsche Trompete ist hauptsächlich für klassische Musik, etwas weicher und voller klingend, kann aber auch sehr dominieren.

Das Flügelhorn, auch Jazzhorn und Kuhlohorn, wird im mittleren Tonbereich eingesetzt und klingt sehr weich bis rauchig. Es ist ideal als Melodieinstrument oder für unaufdringliche Begleitung. Es wird sowohl mit Dreh- als auch mit Perinet- Ventilen in gleicher Weise gebaut. Als Variante mit 4 Ventilen deckt es den Übergangsbereich bis in den mittleren Tenor hinein ab.

Tiefes Blech

Tenor und Bass ist im Bassschlüssel notiert, entsprechend der männlichen Stimme. Die Instrumente sind im Grundton auf 116 Hz gestimmt, also („abgewickelt“) ca. 260 cm lang.

Das Waldhorn ist ein Sonderfall. Es ist das „hornigste“ aller Hörner, klingt also generell erst einmal recht weich, kann aber auch durchdringend schmettern. Von allen Blechblasinstrumenten hat es den größten Tonumfang. Spezialisten können damit 6 statt der üblichen 2 bis 3 Oktaven abdecken.

Das Euphonium oder Tenorhorn ist ein weiterer Sonderfall. Es kommt aus der englischen Brassmusik, gehört ebenfalls zur Familie der Hörner und klingt sehr weich.

Beide Instrumente werden im Tenor und Übergangsbereich zum Alt eingesetzt.

Die Posaunen sind die ältesten chromatisch spielbaren Blechblasinstrumente. Sie werden in der jetzigen Form seit ca. 1400 gebaut.

Waldhorn

Euphonium

Posaune

Piccolo-Trompete (links) und Kaisertube (rechts)

Unsere Extremisten

Außerhalb des normalen Tonumfanges der menschlichen Stimme bietet die Orgel noch Kontrabass und Diskant. Bei unseren Instrumenten entsprechen dem zwei Instrumente, die eine sehr gute körperliche Konstitution erfordern:

die Kaisertuba mit dem Grundton 58 Hz; sie ist mit mindestens 540 cm doppelt so lang wie eine Posaune Die Kaisertuba ist meistens dabei und liefert das Fundament für den Chor.

die Piccolo-Trompete mit dem Grundton 466 Hz, die mit 65 cm halb so lang wie eine Trompete ist. Die Piccolo-Trompete kommt nur äußerst selten zum Einsatz, da sie ein langjähriges Spezialtraining erfordert.

Sämtliche Fotos von Susanne Wokurka